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Autos. Amazon. Anthroposophie. Alkohol.

Liebes Internet, vor einigen Tagen wurde mir wieder klar, dass das Auto fast der einzige Ort ist, an dem ich mich sicher fühle. Ich esse im Auto, ich schlafe im Auto, ich treffe Entscheidungen im Auto, ich führe Selbstgespräche im Auto, ich überlege, einen Podcast zu starten und alle Folgen hinter dem Steuer aufzunehmen, nur um noch mehr Zeit in meinem Auto verbringen zu können.

Autos

Man kann die Tür von innen verriegeln und umkehren und Kurven theoretisch so nehmen wie man das gerne möchte. Solche Orte wie mein Auto finde ich sonst nicht.

Ich glaube, irgendein FDP-Politiker und ich, wir werden die letzten Menschen in Deutschland sein, die Auto fahren. Das ist mir unangenehm, aber nicht unangenehm genug, um so oft wie möglich die Bahn zu nutzen. Ich würde es tun, wenn die Möglichkeit besteht, dass ich die Bahn selber fahren kann. Solange das nicht erlaubt ist und solange in den Zugabteilen immer auch andere Menschen in meinen Wohlfühlradius von 2,5 m eindringen, werde ich weiterhin so oft wie möglich in meinem Auto sitzen.

Neulich wurde mein Auto abgeschleppt und ich habe dann daraufhin gleich fünf freundliche Menschen kennen gelernt. Einen freundlichen Polizisten, einen freundlichen Taxifahrer und drei freundliche Mitarbeiter von drei unterschiedlichen Taxizentralen.

Amazon

Bei Amazon gibt es Automülleimer. Es gibt auch ganz raffinierte Kofferraum-Organizer. Damit Leute wissen, wo sie die Buttermilch verstauen können.

Und es ist gerade Black Friday Woche. Unter „Empfohlene Angebote“ auf der Startseite finde ich: Zwei kleine Geldbörsen, eine in schwarz (36 % Rabatt), eine in braun (45 % Rabatt). Eine Uhr (30 % Rabatt). Und einen Astronomie-Experimentierkasten für Kinder ab 8 Jahren mit vier verschiedenen Umlaufzeiten (20% Rabatt). Weil ich kein Geld, wirklich kein Geld und ein auch durch eine Uhr nicht zu korrigierendes Zeitgefühl habe, interessiere ich mich nur für den Experimentierkasten. Apropos Experimente.

Anthroposophie

Gestern hat Jan Böhmermann in seiner Sendung über Anthroposophie und Waldorfschulen gesprochen. Viele Aspekte konnten nur oberflächlich angedeutet werden, eine differenzierte und umfassende Einordnung des Themas ist in 20 Minuten kaum möglich. Dass sich die Öffentlichkeit mittlerweile mehr dafür interessiert, ist ein gutes Zeichen.

Vielleicht kann das staatliche Bildungssystem ja etwas von diesem Einbildungssystem lernen. Nur etwas, bloß nicht zu viel.

Ich könnte ein Selbsthilfebuch über die Anthroposophie schreiben, also aus Sicht einer in der stumpfen Welt verhafteten, unwissenden, grobschlächtigen Person, die sich hartnäckig der Erleuchtung widersetzt. Ich könnte darüber schreiben, wie die Anthroposophie auf zugewandte, ganzheitliche, butterweiche Art und Weise halbwegs gute Menschen innerlich lähmen und von ihrer eigenen Intuition abschneiden kann. Aber ich weiß nicht, wo ich da anfangen soll.

Ich habe stattdessen angefangen, eine fiktive Geschichte aufzuschreiben, in der es darum geht, was passiert, wenn in der nahen Zukunft in einer düsteren Welt privilegierte Menschen, die glauben, dass alles Energie ist, auf Personen vom anderen Ende des Sonnensystems treffen, die die Erde sehr gut kennen, weil sie mal auf ihr gelebt und daran zugrunde gegangen sind, die also eine Menge über im Überfluss vorhandene und kaum vorhandene Lebensenergie wissen – und die in der Geschichte dazu in der Lage sind, Energie zu fangen, zu messen und neu zu verteilen.

Ich habe mir jedoch, wenn ich schon nicht umfassend über meine persönlichen Erfahrungen mit der Anthroposophie berichten möchte, erlaubt, die Idee der Mondbrüller von ihnen zu übernehmen. Das sind – in meiner persönlichen Version – Wesen, die auf Magua leben und den Mond anbrüllen, wenn sie nicht schlafen können, was bei anderen Bewohnern zu Schlafstörungen führt.

Ich empfinde beim Schreiben viel Freude.

Alkohol

Der glatzköpfige Fifa-Mann hat auf der Auftaktpressekonferenz der WM in Katar gesagt: „Heute fühle ich mich katarisch, arabisch, afrikanisch, homosexuell, behindert und als Gastarbeiter. Ich fühle so, weil ich das alles gesehen habe.“

Ich kann jeden verstehen, der sich in diesen Tagen zum ersten Mal oder den 200. Tag in Folge vom Schnapsschrank angezogen fühlt.

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